"Mit der Absicht, die askanische Landesherrschaft durch eine zuverlässige geistliche Verwaltungseinrichtung zu festigen, gründeten Graf Heinrich von Gardelegen (Regierungszeit 1184-1192) und der regierende Markgraf Otto II (1184-1205) das Kollegiatsstift St. Nikolaus und richteten dort Stellen für 12 Säkularkanoniker und einen Propst ein.
Als 1188 das Stift und die Kirche in einer Schenkungsurkunde Ottos II. erstmals erwähnt wurden, waren die Bauarbeiten am neuen Kirchengebäude seit kurzer Zeit im Gange. Wahrscheinlich entstand eine dreischiffige Basilika, an die sich ein Querschiff und der Chor aus Chorquadrat und Apsis anschlossen. Vielleicht existierten auch Nebenapsiden bzw. Nebenchöre.
Um 1420 wurde der Neubau des Domes in Angriff genommen wurde.
Am Ende sollte eine prächtige Hallenkirche mit Querschiff und Langchor entstehen, die alle Ansprüche an die alltäglichen Gottesdienste erfüllen und zugleich dem Repräsentationsbedürfnis des vornehmen Chorherrenstifts entsprechen musste.
Als erster Bauabschnitt wurde ab ca. 1420 der neue Chorraum, ein vierjochiger Langchor errichtet, der in beinhae 25 Meter Höhe ansteigt.
Danach erfolgte die Errichtung der südlichen Langhausaußenwand von Westen nach Osten mit einem Aufbau aus jochweise zwei Kapellen und zwei schlanken, hoch aufstrebenden Fenstern zwischen mächtigen Strebepfeilern.
Der nördliche Querarm wurde als Hauptansichtsseite zum stadtseitigen Domplatz besonders repräsentativ mit Figurenportal und Schuckgiebel konzipiert.
Zwischen dem langgestreckten Chor der Stiftsherren und dem zum Laienraum gehörenden Querschiff wurde ein Lettner eingezogen, eine gemauerte Schranke mit begehbarer Bühne und Kanzel.
Die spätromanische Doppelturmfront schien gegen die höhere und wuchtigere Kirche der Spätgotik schmalbrüstig und schmächtig, sodass die Aufstockung der Türme um jeweils ein Geschoss notwendig wurde.
Der östliche Kreuzgangflügel erhielt einen neuen, zweischiffig überwölbten Kapitelsaal, der vermutlich auch als Refektorium genutzt wurde.
In den siebziger Jahren des 15. Jahrhunderts stattete man die übrigen Kreuzgänge mit Strebepfeilern und Gewölben aus und stockte im Süden und Westen ein Geschoss auf.
Die neuzeitliche Geschichte der Domkirche St. Nikolaus und ihrer Stiftsgebäude zeugt von Zerstörung und Vernachlässigung, aber auch von Wiederaufbau und Bewahrung. Im Jahre 1660 führte ein Blitzeinschlag zu einer verheerenden Brandkatastrophe: Die Turmhelme und das gesamte Kirchendach wurden ein Raub der Flammen.
Berichte aus dem 18. und 19. Jahrhundert schildern den Dom als verwahrlost und baufällig.
Das 700-jährige Domjubiläum 1888 nahm Superintendent Justus Jeep zum Anlass, eine große Baukampagne anzustoßen, die 1905 ihren Abschluss fand. Die wichtigsten Maßnahmen der Generalinstandsetzung, die zum größten Teil aus Staatsmitteln finanziert wurde, waren die Restaurierung und Ergänzung der Glasmalereifenster (1887-1905), die Erneuerung der Turmhauben als Eisenkonstruktionen (Gesamthöhe der Türme: 71,50 m, 1893) und der Orgelempore als neogotischer Backsteineinbau (1888) sowie die Überarbeitung der beiden Giebel auf der Nordseite (1890-1892).
Am 8. April 1945 erlitten Dom und Stift mehrere Bombentreffer:
Im südlichen Querarm wurden vier Gewölbe und der Giebel zerstört, der westliche Flügel des Stiftsgebäudes trug so schwere Beschädigungen davon, dass er gänzlich abgetragen wurde.
Von den zahlreichen Reparaturen nach 1990 sei besonders auf die Instandsetzung der Turmhauben 1992/93, die Erneuerung der Schutzverglasung, die Reinigung der 22 Glasmalereifenster (1994-2000), die Mauerwerksinstandsetzung des Nordquerarmgiebels (1995) und der Westtürme (2001/2002), die Erneuerung der Glockenstühle und der Turmuhr (2001-06) sowie die Dachstuhlsanierung (2007) hingewiesen.
Im Jahr 2009 hat der Gemeindekirchenrat der Stadtgemeinde den Beschluss gefasst, den Westflügel und den fehlenden Teil des Südflügels wieder zu errichten.
Unter Leitung des Berliner Architekturbüros Gerhard Schlotter wurde von 2011 bis 2013 ein mit Backstein und Granit verkleideter Baukörper errichtet, der die Raummodule des gotischen Vorgängers aufgreift und sich über eine transparente Glasfront zum Kreuzgarten öffnet.
Durch die Raumgestaltung ist am Zusammenschluss von südlichem und westlichem Kreuzgangflügel ein bemerkenswerter Raum entstanden, der das christliche Gemeindeverständnis verdeutlicht:
Der Glaube ist das tragende Fundament, der Blick in die Vergangenheit auf den Rest des gotischen Bogens ehrt die Vorgänger im Glauben, die neuen Materialien zeugen von der Aktualität einer Kirchengemeinde."
Mein ist das Silber, und mein ist das Gold, spricht der HERR Zebaoth. | Die Menge der Gläubigen war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam. |
Haggai 2,8 | Apostelgeschichte 4,32 |
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